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What the juch

Communiqué zur Besetzung vom 20.6.20

Heute Abend wurde die Liegenschaften an der Grimselstrasse 18 und 20, Saumackerstrasse 67 und 69 besetzt.

Die Besetzer*innen haben sich diesen Raum als Antwort auf die Räumung des bestzten Juchareals am 23.5.2020 genommen.

Wenn ihr uns einen Raum wegnehmt, nehmen wir* uns einen neuen!

*das “wir” in diesem Communiqué ist nicht bestimmt, sondern offen für alle, die sich solidarisiern.

Heute vor genau einem Monat hat das Sozialdepartement der Stadt Zürich Strafanzeige erstattet und anschliessend das Juchareal mit einem Grossaufgebot der Stadtpolizei Zürich räumen lassen. Dies nur weil die benachbarte Stadionbaustelle der HRS Real Estate anscheinen mehr Platz braucht, um ihre Lastwagen zu wenden und so ihr Imperium im Auftrag der Stadt möglichst rasch und gewinnbringend zu vergrössern. Auch Marco Cortesi (Mediensprecher Stadtpolizei Zürich) betonte im Interview vor dem frisch geräumten Areal, dass es nun vorallem darum gehe, umgehend das Areal unbewohnbar zu machen und es dann mit privaten Sicherheitskräften zu bewachen. Selbst die linken Parteien der Stadt Zürich beanstanden, dass es äusserst fragwürdig und unangemessen ist, Wohn- und Kulturraum für eine Bauplatzinstallation zu zerstören, und schreiben in einer gemeinsam veröffentlichten Medienmitteilung: “für uns ist klar: ein Abriss von Gebäuden für die Nutzung eines Areals als Parkierungsfläche ist ein Abriss auf Vorrat.” Obwohl keinerlei sinnvolle Nutzung in Aussicht gestellt wurde und ohne jede Transparenz ein schummriger Deal zwischen der Stadt Zürich und der HRS abgewickelt wurde, mussten die Besetzer*innen das Areal verlassen. Es kann nicht oft genug gesagt werden: Das ist eine Frechheit der Stadt Zürich! Wir sind wütend!

Wir halten unsere Versprechen und lassen uns nicht so einfach vertreiben.

Das Juchareal wird dem Erdboden gleichgemacht, nicht aber unsere Anliegen.

Mit der Räumung des Juchareals ist nicht nur ein autonomer Ort zerstört worden, sondern die Stadt versucht damit auch die Geschichte des Juch unsichtbar zu machen. Denn seit den 1960er bis 2019 war das Juch ein Ort, an dem im Namen der Stadt Zürich Menschen verwaltet wurden. Erst waren es die Gastarbeiter*innen, die in den Baracken auf engstem Raum leben mussten, und in dieser Stadt für den Reichtum anderer unter schlechtesten Bedingungen und zu niedrigsten Löhnen arbeiten mussten. Dann wurden die Baracken als Asylunterkünfte gebraucht. Mit meterhohen Zäunen, Eingangskontrollen und viel zu vielen Menschen in den winzigen Zimmern, wurden auf dem Areal Menschen eingesperrt. Die Stadt Zürich nahm und nimmt diesen Personen dadurch noch immer jede Selbstbestimmung. Das Juch war ein Gefängniss und die Asylunterkünfte sind Lager. Die Lagerpolitik ist nicht Geschichte. Sie besteht weiter in Urdorf, im Duttweiler, in Embrach… Gleich nachdem die Bewohner*innen des Juchareals ins neu gebaute Asyllager Duttweiler umziehen mussten, wurde das Juchareal besetzt.

Die heute bestzte Liegenschaft gehört der UBS und somit einer derjenigen, die von der ständigen Aufwertung dieser Stadt profitieren. Wir kämpfen weiter gegen Räumung auf Vorrat. Wir kämpfen weiter gegen die Vernichtung von Räumen, in denen mensch sich vernetzen, politisieren und organisieren kann. Wir kämpfen weiter gegen eine kapitalistische Stadtaufwertung, in welcher nicht alle Menschen dieser Stadt berücksichtigt werden. Wir kämpfen weiter gegen systematische, strukturelle Ausgrenzung und gegen die Verwaltung von Menschen!

Eine Besetzung wie diese ist nur eine von vielen Antworten auf den Verwertungs- und Einordnungszwang im städtischen Raum. Besetzen ist eine Praxis, in der Vieles möglich ist, die aber aufgrund verschiedener Zusammenhänge auch Personen ausschliesst. Uns ist bewusst, dass Besetzungen vor allem am Anfang durch ihre Kriminalisierung und die mögliche Repression Räume sind, in denen sich privilegiertere Personen problemloser aufhalten können. Dieser Raum soll aber langfristig gehalten werden und dann mehr und mehr für alle zugänglich werden. Repression ist aber nicht der einzige ausschliessende Faktor bei einer Besetzung. Denn auch hier sind die diversen Diskriminierungsstrukturen dieser Gesellschaft vorhanden. Um Räume zu schaffen, die versuchen wirklich für alle offen zu sein, müssen wir uns mit eigenen diskriminierenden Mustern auseinandersetzen, Verantwortung für diskriminierendes Verhalten übernehmen und dagegen kämpfen. Der Raum soll offen sein für alle Menschen, die ihn prägen und mitgestalten wollen.

Wir sind gekommen, um zu bleiben!
Der Widerstand hört nicht auf!

Juch bleibt!