Wir, und alle die diese Räume in den letzten Wochen betraten, haben gesehen was das hier war und nie mehr sein darf: ein Gefängnis. Was uns allen klar ist: ist Kein Mensch, der diese Räume gesehen hat kann zulassen, dass sie wieder für das Verwalten und Einsperren von Menschen gebraucht werden. Dass im Juch wieder geflüchtete, traumatisierte Menschen zusammengepfercht und überwacht werden sollen ist unmenschlich.
Die SVP sagt zu dieser Besetzung an der Gemeinderatssitzung vom 6.11.2019:
“Offenbar geniessen einige Personen mehr Privilegien und sind vor dem
Gesetz nicht gleich, nach dem Motto: für Wenige statt für alle.”
Wir sagen: genau das wird gelebt, indem toleriert wird, dass Menschen
kategorisiert, eingesperrt und verwaltet werden. Dieser Staat ist bis
jetzt für wenige statt für alle – die Lager, in denen Geflüchtete
eingesperrt werden sind ein klarer Beweis dafür. Das Problem ist nicht,
dass die Repression gegen ein paar Leute die sich Raum aneignen nicht
gross genug ist, das Problem ist dass dieses System Einigen Rechte
zuspricht, welche es anderen verwehrt. Die Unterscheidung baut einzig
und allein darauf, wo die Personen geboren wurden.
Ein ehemaliger Bewohner erzählt folgendes:
“Als ich in der Schweiz Asyl beantragt hatte steckten sie mich in ein
Camp. Wir nennen es Juchhof. Dann entdeckte ich, es war kein Camp,
sondern ein Gefängnis, getarnt als Camp. Die Regeln waren die selben wie
in einem Gefängnis. Wir waren Gefangene und keine Geflüchteten. Ich
kann euch einige der Regeln erzählen: Wir konnten nicht raus nach 5 Uhr
Abends, wir hatten keine Küche in welcher wir für uns selbst kochen
konnten. Sie fütterten uns wie Tiere und das Essen war ungeniessbar. Wir
lebten zu zweit in 4m2 grossen Räumen und sie verkauften uns alles was
wir brauchten. Ich erinnere mich, dass ich einmal ein Kleidungsstück
reparieren wollte. Sie hatten eine Nähmaschine und vermieteten sie mir
für 1.- pro 5min. Das Sicherheitssystem war sehr streng. Es gab viele
Securities und Kameras. Die Polizei kam mindestens 3 mal am Tag. Alle
persönlichen Probleme und Probleme mit den Menschen welche den Ort
führten und die tägliche Bedrohung durch die Polizei, waren schrecklich
für mich und ich werde niemals jemandem raten in ein Camp zu gehen.“
Dieser Ort kann und will dem etwas entgegenhalten. Alle Veranstaltungen, die bis jetzt hier stattgefunden haben waren darum auch eine Zeit der Nachdenklichkeit. Wir haben auf diesem Areal in zwei Wochen einen kollektiv verwalteten Raum geschaffen, haben uns getroffen, sind gewachsen, haben Austausch, Aufführungen, Ausstellungen und Konzerte organisiert – wir beleben diesen Raum selbstbestimmt. Wir sind hier, wir bleiben hier. Wir werden uns weiter treffen, organisieren und den Raum zu dem machen, was er sein soll: solidarisch, offen für alle, frei von Kontrolle.
Wir stellen uns gegen jedes Verwalten von Menschen, gegen alle Knäste, gegen jede Ungleichheit. Es wird viel brauchen, um aus diesem Gefängnis einen Ort der Begegnung zu machen – nur ein Umsturz der Raumverhältnisse, wer ihn kontrolliert und zu welchem Zweck – kann das überhaupt möglich machen. Wir fangen damit an, mit Vorsicht gegenüber dem, was war.